Burgruine Eisenberg
Nur ein paar Kilometer von der Kreisstadt Korbach entfernt ragt auf dem 562m hohen Eisenberg der Georg-Viktor-Turm weithin sichtbar und weist den Weg auf die direkt benachbarte Burgruine Eisenberg.
Die Anlage bietet Kindern ein riesiges Abenteuerareal, während sich Erwachsene der bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Geschichte widmen können, die auf illustrierten Infotafeln erläutert ist.
Die Burg der Grafen von Waldeck ist Anfang des 18. Jahrhunderts verfallen und wurde aufgegeben. Dr. Jens Kulick legte in den Jahren von 1974 bis 1986 die Reste der Ruine frei, die nun eine Station des Goldlehrpfades „Goldspur-Eisenberg“ bildet.
Weitere Informationen zur Burg- bzw. Schlossruine Eisenberg
Die bewaldete Kuppe des Eisenberges überragt weithin sichtbar die Korbacher Hochebene, auf welcher sich heute der zum Gedächtnis an den Grafen Georg Viktor von Waldeck im Jahre 1905 errichtete Aussichtsturm erhebt. Einst aber stand hier ein Schloss der Waldecker Grafen. Die Linie des gräflichen Hauses, die seit der zweiten Waldecker Landesteilung im Jahre 1487 hier residierte, nannte sich nach dem Schloss und Berg die Eisenbergische. Das Schloss hat auch dem ganzen Amt und später dem Kreis den Namen gegeben.
Eine lange und reiche Geschichte ist mit diesem Berg und Schloss verknüpft. In früheren Zeiten glaubte man, dass hier ein altes heidnisches Heiligtum gestanden habe, in dem die Göttin Iside von den Batavern und den alten Bewohnern des Waldecker Landes verehrt wurde. Noch Friedrich August von Klettenberg, der Kanzler des Fürsten Friedrich Anton Ulrich von Waldeck, berichtet um 1738 darüber, doch knüpft auch er schon einige Zweifel an diese Auslegung und meint, dass der Name dieses Berges doch wohl eher von dem Eisen, das man in früheren Zeiten hier gefunden habe, seinen Namen trage. Schon im 13. Jahrhundert wusste der große Philosoph und Gelehrte Albertus Magnus, der damals in Köln lehrte und ein Mann von weltbekanntem Ruf war, dass man in diesem Berg Eisen und andere edle Metalle gefunden habe. Später, besonders im 15. und 16. Jahrhundert, hat man dann das Gold, das im Innern des Berges ruhte, ausgebeutet und mit einer Reihe von Bergwerks-Gesellschaften, selbst mit den Fuggern in Augsburg, in Verbindung gestanden.
Karolingische Königsburg
Auch politisch hat der Berg eine wichtige Rolle gespielt. Auf einem Vorsprung der Nordostseite stand in karolingischer Zeit eine alte Königsburg, auf der ein königlicher Beamter seinen Sitz hatte und unter Königsbann Gericht hielt. Und 1249 fand hier eine wichtige Versammlung von geistlichen und weltlichen Würdenträgern statt, unter denen sich der Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, Bischof Simon von Paderborn, Abt Hermann von Corvey und Graf Adolf I. von Waldeck befanden.
Burg seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
Rekonstruktion des alten Schlosses auf dem Eisenberg (um 1620). (Aus dem Führungsblatt: Burg Eisenberg bei Goldhausen. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 1981.)
Eine Burg auf der Kuppe des Berges lässt sich erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisen. Damals wohnten die Herren von Nordenbeck dort. Doch schon 1367 war sie im Besitz der Grafen zu Waldeck und wurde von Graf Otto II. und seinem Sohn Heinrich dem Eisernen an den Ritter Hermann von Rhena versetzt. Nach langwierigen Kämpfen zwischen den Söhnen Heinrichs des Eisernen trat 1421 Graf Heinrich VII. das Schloss an seinen Bruder, den Grafen Adolf IV., und dessen Sohn Otto III. ab. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Amtes Eisenberg, und als erster Amtmann auf dem Eisenberg wird 1459 der waldeckische Ritter Curt von Geismar genannt. Seit Gründung der Eisenberger Linie durch Graf Philipp II. aber war das Schloss auf dem Eisenberg gräfliche Residenz.
Ausbau zum Schloss seit 1500
Seit 1500 ließen die Grafen das Schloss ausbauen und erweitern. Graf Philipp II. begann mit der Errichtung eines neuen Schlossflügels und eines dazu gehörigen großen Turmes, der die Jahreszahl 1500 trug, und sein Sohn Graf Philipp III. ließ, nachdem er im Januar 1519 die Gräfin Anna, die reiche Tochter des Herzogs von Cleve, geheiratet hatte, den Schlossbau weiterführen.
Dieser ältere Wohnbau des Schlosses trug über seinem Portal die Jahreszahl 1520 und das Waldeck-Cleve’sche Allianzwappen, das heute am Georg-Viktor-Turm vermauert ist. Graf Wolrad II., der Gelehrte, ließ dann seit 1563 einen neuen Schlossbau ausführen.
Es war der vordere Flügel, jene um einen Innenhof sich gruppierende Gebäude mit dem Haupttor, über dem sich ein in Relief ausgeführter Palmbaum, das Wahrzeichen der Waldecker Grafen, die Jahreszahl 1564 und die Anfangsbuchstaben eines lateinischen Wahlspruchs von Graf Wolrad befanden. Auch dieser Teil des Schlosses zeigte das Allianzwappen seiner beiden Erbauer, des Grafen Wolrad zu Waldeck und seiner Gemahlin, der Gräfin Anastasia Günthera von Schwarzburg-Sondershausen.
Auch Graf Wolrads Sohn und Nachfolger, Graf Josias I. von Waldeck, hat an dem Schloss weiter gebaut und es in den Jahren 1586-93 mit schönen Gebäuden erweitert. Von ihm wurde auch die Schlosskirche ausgeführt. Sein Baumeister war der Italiener Pietro Robustello. Für die Ausführung standen der Steinmetzmeister Hans Keßler aus Kassel, der Bürger zu Korbach war und meist Hans Steinmetz genannt wurde, und sein Geselle Kaspar Kauffmann zur Verfügung. Es muss ein stattliches Gebäude gewesen sein, das außer der Kirche in diesen Jahren errichtet wurde, denn es werden ein neuer großer Saal, die Kanzlei, die neue Küche, die Badestube, die Gemächer des Grafen Josias, eine Wendeltreppe und zahlreiche andere Räume in den Bauakten genannt. Die Vollendung hat der Graf nicht mehr erlebt. Er starb am 6. August 1588. Das Schloss wurde von seiner Witwe, der Gräfin von Barby und Mülingen, und dem Grafen Franz III. zu Waldeck von der Landauer Linie als Vormund der noch unmündigen Söhne des Grafen Josias bis 1593 zu Ende geführt.
Große Feste und politische Beratungen
Bis zu diesem Zeitpunkt muss Schloss Eisenberg eines der stattlichsten und schönsten Schlösser des Waldecker Landes gewesen sein. Vier Generationen hatten daran gebaut und an seiner Vervollkommnung und Ausstattung gearbeitet. Zahlreiche Feste waren anlässlich von Geburt, Taufe und Vermählung von Mitgliedern des gräflichen Hauses hier gefeiert worden. Wir erfahren von Theater- und Opernaufführungen, aber auch von ernsten staatspolitischen Zusammenkünften und Beratungen, als es sich um die Durchführung der Reformation in der nahe gelegenen allzu widerspenstigen Hauptstadt Korbach oder um die Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg, die kaiserliche Vorladung vor den Reichstag zu Augsburg oder die vom Kaiser befohlene Durchführung des Interims im Lande Waldeck handelte. Sorgen des Alltags und der hohen Politik wechselten so mit freudigen Ereignissen und Familienfeiern.
Über das Aussehen des Schlosses zu dieser Zeit unterrichten uns am besten die Stiche von Meisner und Merian. Der Meisner’sche Stich mag der zuverlässigere sein. Er zeigt rechts den vom Grafen Josias errichteten Bauteil und ganz links die Schlosskirche. Zwischen beiden aber lag der Komplex der älteren Wohnbauten, der sich um einen Innenhof gruppierte und von dem großen Bergfried überragt wurde. Von außen umgab eine feste Mauer mit Wällen und Gräben das Ganze. Außerhalb des eigentlichen Schlossbezirkes aber lag das “Vorwerk” mit den Wirtschaftsgebäuden und der Schmiede.
Plünderung und Verwüstung durch hessische Truppen
Schneller noch, als sie entstanden, ist all diese Herrlichkeit wieder verschwunden. Als Landgraf Moritz von Hessen im Jahre 1621 von den Korbachern in ihrem Streit mit der Landesherrschaft zu Hilfe gerufen wurde und das ganze Land besetzte, drang auch eine Abteilung hessischer Truppen in das gräfliche Schloss ein, machte die Wache nieder und vertrieb den dort zurückgelassenen Amtsschreiber. Das Schloss wurde geplündert und verwüstet und stand hiernach einige Jahrzehnte leer.
Im Jahre 1640 ließ Graf Philipp Theodor es notdürftig herrichten und bewohnte es einige Zeit. Im Juli 1649 schlug der Blitz in das Schloss ein und verursachte einen Brand an Turm und Gebäuden. Noch einmal ließen es Graf Heinrich Wolrad und seine Gemahlin, die Gräfin Juliane Elisabeth, 1662 wieder herstellen, doch als Heinrich Wolrad schon zwei Jahre später in einem Türkenfeldzug starb, verließ auch seine Witwe das Schloss und zog nach Niederwüdungen. Ein letztes Mal besuchte Juliane Elisabeth das Schloss auf dem Eisenberg im Jahre 1669, aus welchem Anlass der Hofprediger Jacob Reichard zum letzten Mal in der Kapelle predigte.
Der Verfall
Dann blieb das Schloss unbewohnt und verfiel allmählich. Ein Sturm riss im Jahre 1689 die Dächer der Gebäude herunter und vernichtete sämtliche Fensterscheiben. Wind und Regen fegten durch die Räume und führten das Werk der Zerstörung weiter. Im Jahre 1704 war das Schloss völlig verwahrlost, als das “Vorwerk” mit sämtlichen Wirtschaftsgebäuden der Domäne abbrannte. Um 1720 brach man Balkenwerk und Steine aus dem alten Schloss, um sie zum Wiederaufbau der Meiereigebäude zu verwenden. Seitdem war das Schloss nur noch eine Ruine, aber auch diese verfiel und wurde von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften, insbesondere des Dörfchens Goldhausen, als Steinbruch verwandt. Schließlich verschwanden auch die letzten Reste allmählich unter dem Waldboden. Bei Errichtung des Georg-Viktor-Turmes wurde das Gelände teilweise planiert, doch zum großen Teil lassen die Bodenformationen auf der Spitze des Berges noch erkennen, wo einstmals die Mauern des stolzen Schlosses gestanden haben.
Von Dr. Wolfgang Medding
Zur ältesten Besiedlung des Eisenberges gehört ein weitgespannter Ringwall um die Bergkuppe aus vorgeschichtlicher Zeit. Älter als die Burg sind wahrscheinlich die „Königsburg“, wohl eine durch Abschnittswälle geschützte Turmburg auf dem Nordostsporn des Eisenberges und ein kleiner Ringwall auf der flachen Kuppe oberhalb von Goldhausen.
Eine lange und ereignisreiche Geschichte ist mit diesem Berge und Schlosse verknüpft. Die älteste schriftliche Urkunde über die Burg Eisenberg ist in das Jahr 1367 zu datieren.
Die Grafen Otto und Heinrich VI. (der Eiserne) versetzten ihr Schloss für 700 Schillinge an Hermann von Ryen. Die Amtsrechnung von 1449 weist Ausgaben für Baumaterial zur “Kemenade uff den Isenbergh” aus. Im Jahre 1489 ist wieder ein Besitzwechsel zu verzeichnen, Graf Philipp 11. verkaufte die Burg für 500 Gulden an seinen Amtmann Helwig von Erwitte, löste sie aber vor dem Jahre 1500 wieder ein. Im gleichen Jahr ließ der Graf einen Rundturm errichten. Varnhagen berichtet in seinem handschriftlichen Nachlass über mehrere Inschriftsteine.
„ANNO DOMINI M CCCCC“ steht zur Rechten am Turm außerhalb des Schlosses. Inwendig auf dem Platz über der Eingangstür steht das Jahr 1520. Dieser Bau dürfte von Graf Philipp III. und seiner zweiten Gemahlin Anna von Cleve errichtet sein. Ein Wappenrelief von diesem Bau blieb erhalten und ist am Aufgang zum Georg Victor Turm eingemauert. Es zeigt das Allianzwappen Waldeck-Cleve (siehe Abbildung 3)
In Goldhausen ist im Fundament der alten Schule ein Inschriftstein von der Burg eingemauert, auf dem Graf Wolrad II. 1565 den Bau eines leichten Gebäudes anzeigt, über das Aussehen des Schlosses im 16. Jahrhundert unterrichten uns die Holzschnitte oder Stiche von Moers, Berthold, Dilich, Merian und Meißner.
Am aufschlussreichsten dürfte die Darstellung des Schlosses auf einer Grenzkarte von 1586 durch den Oberförster und zweiten Rentschreiber Johann Berthold sein (siehe links, Abbildung 2).
Wir sehen links die ältere Burganlage und rechts den jüngeren Renaissancebau (vergleiche hierzu den Grundriss – Abbildung 4). Außerhalb des eigentlichen Schlossbezirks lag die Meierei mit den Wirtschaftsgebäuden. Auf dem Stich von Dilich (um 1600) ist die Meierei rechts neben dem Renaissancebau zu erkennen.
Ab 1586 war wieder Bautätigkeit auf dem Eisenberg zu verzeichnen. Sehr wahrscheinlich fand die Errichtung der „Newen Kirchen“ (“L” im Grundriss) während dieser Bauperiode statt. Im Inventar 1589wird diese erwähnt und auf dem Stich von Dilich (Titelbild) ist sie links außen sichtbar. Der Rohbau wurde 1588 bereits vollendet und man bemühte sich beim Fürstabt von Fulda um Vermittlung eines guten Meisters und Gipsers, welcher den Innenausbau vornehmen sollte.
Steinmetz Hanß Keßler, Meister Georg Dörfler, sowie deren Gesellen Caspar Kaufmann und Andreas führten bis zum Jahre 1593 umfangreiche Steinmetzarbeiten aus. So wurden im Windelstein (Treppenturm) oberhalb vom Backhaus 42 Treppenstufen eingebaut. In diesen Bauabschnitt fiel auch die Einrichtung einer neuen Küche, die ihre Lage sehr wahrscheinlich über dem Keller (“P” im Grundriss) hatte.
Die in der Literatur oft wiederholte Aussage, dass Graf Josias I. das Schloss mit „stattlichen Gebäuden vermehrt“ habe, ist gegenstandslos. In der Bauperiode von 1586 bis 1593 ist mit Sicherheit nur ein Gebäude, die neue Kirche, errichtet worden, abgesehen von umfangreichen Instandsetzungen an den bestehenden Gebäuden. Graf Josias I. verstarb noch während des Aufbaus im Jahre 1588 im Alter von 34 Jahren.
Den vorliegenden Inventaren folgend besaß die gesamte Burg- und Schlossanlage nur wenige prunkvoll ausgestattete Räume, die übrigen waren bescheiden, die Räume für das Gesinde aber spartanisch einfach eingerichtet. Insgesamt werden über 50 Räumlichkeiten benannt.
Am 14. November 1621 fiel Landgraf Moritz von Hessen mit seinen Truppen in die Grafschaft Waldeck ein. Vorausgegangen waren jahrelange Streitigkeiten um die Lehns- und Gerichtshoheit. Die Grafen Christian und Wolrad IV. von Waldeck bemühten sich laufend, ihre Bestätigung als unmittelbare Reichsgrafen zu erlangen. Der Vorwand, dass Gerichtprivilegien der Stadt Korbach verletzt wurden, verschärfte sich die Lage derart, dass eine Besetzung der gesamten Grafschaft Waldeck mit Ausnahme der Schlösser Arolsen und Waldeck erfolgte.
Das Schloss Eisenberg wurde von hessischen Soldaten besetzt und musste umfangreiche Zerstörungen an Mobiliar, Einrichtung und Baulichkeiten erleiden. Amtmann Franz Waldeck war von 1615 bis 1634 als Amtmann auf dem Eisenberg tätig und er berichtet ausführlich über die bei dem Überfall entstandenen Schäden und Verluste. Der gräflichen Verwaltung entstand durch die Zerstörung von Rechnungsbüchern, Urkunden, Siegeln, Protokollen und Registern unersetzlicher Schaden. Kaiserliche Truppen brechen bei ihrem Rückzug im Jahre 1640 den „Newen Baw“ (den Renaissancebau) nochmals auf, über den angerichteten Schaden sind keine Angaben bekannt.
Nach den Überfällen wurde das Schloss wieder bescheiden eingerichtet und ausgestattet. Es diente dem Grafen Philipp Theodor und seiner Gemahlin Maria Magdalene von Nassau-Siegen ab 1640 als Wohnsitz. Graf Heinrich Wolrad trat 1645 die Nachfolge seines Vaters an und wohnte ebenfalls auf dem Eisenberg. Nach seiner Vermählung mit der Gräfin Juliane Elisabeth von Waldeck erlebte das Schloss zum letzten Mal eine größere Instandsetzung. Nach dem schon 1664 erfolgten frühen Tod des Grafen Heinrich Wolrad bekam Gräfin Juliane Elisabeth das Schloss Eisenberg als Witwensitz zugesprochen. Sie wohnte bis 1668 auf dem Eisenberg, verzog dann nach Niederwildungen und bezog ein Teil der Einkünfte aus dem Amt Eisenberg als Apanage.
In den folgenden Jahren werden laufend Reparaturen an Dächern und Fenstern notwendig. Der Verfall war nicht aufzuhalten und im Jahre 1700 wird das Schloss als „verwahrlost“ bezeichnet. Es musste sehr bald als „Baustofflieferant“ für die neu zu errichtenden Meiereigebäude herhalten, ein Brand hatte diese im Jahre 1704 zerstört.
Kammerschreiber G.W. Arcularius stellte 1741 einen Kostenanschlag zum Neubau eines Schafstalles auf und empfiehlt: „die nötigen Steine können oben vom Schloss abgenommen werden, da sie dann von selbst den Berg unter auf den Bau Platz laufen und weil am alten Schloss noch etliche Thore, so müssen solche abgebrochen werden“. Die Meiereigebäude wurden gebaut und die letzten Mauerreste des Schlosses abgetragen. Über 200 Jahre schlummerten die wenigen Reste unter dem Waldboden des Eisenbergs.
Die Ausgrabung von Burg und Schloss Eisenberg
Seit 1975 wurde die Burg von einer Arbeitsgemeinschaft in Freizeitarbeit ausgegraben. Die Restaurierung der freigelegten Mauern führte die Domanialverwaltung Waldeck und z.T. der Naturpark Diemelsee durch. Da die Burg ab 1726 als Steinbruch genutzt wurde, ließ sich lediglich der Grundriss der verschiedenen Bauperioden wiederherstellen. Pläne der Burg sind nicht vorhanden, Ansichten des 16. und 17. Jh. (Abbildung 1 u. 2) geben Anhaltspunkte über ihr Aussehen. Der Teilgrundriss (Abbildung 4) zeigt den heutigen Grabungsbefund.
Die ältere Burg des 13. -14. Jh. ist von einem in den Fels gehauenen bis 5 Meter tiefen trockenen Ringgraben (“A” im Grundriss) und davor einem Außenwall (B) umgeben. Der Zugang zur Burg erfolgte über eine Brücke (C), ursprünglich wohl als Zugbrücke gebaut, später als Holzbrücke und nach Zuschüttung des Grabens um 1600 als gepflasterter Weg. Die den Burggraben überspannenden Steinbögen sind Stützpfeiler des 15. Jahrhunderts, die das Abrutschen der Brückenpfeiler in den Graben verhindern sollten. Vor der Brücke lag ein kleines Vortor (D). Die innere Toreinfahrt wurde mindestens einmal umgebaut, unter der Einfahrt liegt die mit Sandsteinplatten gefasste Abwasserrinne des Burghofes, im 17. Jh. überpflastert. Um den Burghof (E) gruppieren sich z.T. unterkellerte Gebäude (F, P, Q, T). Den am meisten gefährdeten Westteil der Burg schützte die zweimal verstärkte Schildmauer (S), die gleichzeitig Außenmauer, wahrscheinlich des Palas (F) war. Erhalten sind nur der Keller mit Treppe und Ansatz eines Tonnengewölbes. Der halbrunde Nordturm (G) gehört nicht in die erste Bauphase der Burg. Im Keller (P), der wahrscheinlich unter der Burgküche lag, befindet sich ein 3 Meter tiefer Abwasserschacht (R) mit einem ehemaligen Ausgang in den Burggraben. Nach 1600 wurde der Gang übermauert, seine Höhe beträgt nur noch 30 Zentimeter. Der Schacht diente als Abwasseranlage. Vom Ende des 15. Jh. an wurde die Burg zur Residenz der Waldeck – Eisenberger Grafenlinie erweitert und das Plateau vor der Burgbrücke bebaut.
Zu diesem Renaissanceschloss gehört die Säulenhalle (“J” im Grundriss), möglicherweise die in Urkunden erwähnte sogenannte Kirche, eine Hauskapelle, die im 17. Jh. als „Reisestall” genutzt wurde. Die Säule in der Raummitte trug den Hauptbalken einer stuckverzierten Decke. Das z.T. zweischichtige Fußbodenpflaster zeigt eine jüngere Gliederung des Raumes durch Schwellbalken (Ziegelmarkierung). Nördlich an diesen Raum schloss das unter Wolrad II. in der Mitte des 16. Jh. erbaute, noch nicht ausgegrabene Außentor des neuen Schlosses an.
Auf der Südseite der Burg wurde der Graben (“L” im Grundriss), vermutlich um 1600, durch eine Kapelle überbaut, die DILICH 1600 abbildet, von BERTHOLD 1586 (Abbildung 2) aber noch nicht dargestellt ist. Erhalten sind die verputzten Wände des Untergeschosses oder Kellers, der Treppenzugang, Ansatz eines Kreuzgewölbes und Mauerpfeiler an der Süd- und Westseite.
Weitere noch nicht ausgegrabene Fundamente liegen zwischen dem 1905 errichtetem Georg-Victor-Turm und der Säulenhalle (“J” im Grundriss).
Zur Wasserversorgung diente in früher Zeit eine Zisterne oder ein Brunnen (M). Der vom Naturpark Diemelsee vor der Ausgrabung der Burg mit Schachthütte und Förderanlage rekonstruiert, wahrscheinliche Wolradschacht (N) wurde im 15. bis 16. Jh. im Rahmen des Goldbergbaues abgeteuft. In 5 Meter Tiefe führt ein kleiner Stollen zu einem Nebenausgang in den Burggraben. Ob dieser Schacht auch als Brunnen genutzt wurde, ist nur zu vermuten, Mitte des 17. Jh. war es bereits wieder verfüllt. Die Wasserversorgung erfolgte danach wohl durch einen zum Brunnen umgebauten Bergbauschacht vor dem Außentor im Gelände der bereits im 15. Jh. genannten „Meierei“, die auf dem Plateau nordöstlich des Schlosses beiderseits des Hohlweges von Goldhausen her lag. Die Meierei brannte 1846 ab und wurde abgerissen.
Die an einzelnen Mauersteinen und an der Säule befindlichen rot markierten Zeichen sind Steinmetzzeichen, die Haus- oder Meistermarken der herstellenden Werkstätte bzw. deren Meister.
Grabungsfunde sind im Wesentlichen Keramik-Reste des 15. bis frühen 18. Jahrhunderts. Kochtöpfe, Schüsseln, Teller, Trinkgefäße, welche die Entwicklung der Keramik von der unglasierten zur einfarbig glasierten und später buntbemalten Irdenware zeigt. Reste von Steinzeug, Fayencen, Ofenkacheln und Fliesen zeigen einen über Mitteleuropa verzweigten Töpfereihandel an.
Ebenso zeigen die Waldgläser eine reiche Vielfalt an Formen. Eisenreste, Metallbeschläge, Fingerhüte, Stecknadeln, Siegel, Ofenplatten, Knochengriffe geben Einblick in den Bestand an Hausrat. Das Fehlen fast jeglicher Waffenreste zeigt, dass die Burg nie heftig umkämpft war. Die Funde werden im Museum Korbach ausgestellt.
Text und Gestaltung: Jens Kulick und Heinrich Hochgrebe
Dr. Jens Kulick und seine Mitstreiter förderten Zeugnisse der Geschichte zutage
Bis 1973 konnte man nicht sehen, dass auf dem Eisenberg einmal ein Schloss gestanden hatte. Der Platz vor dem Georg-Viktor-Turm war vor dem Bau planiert worden. Die Steine der alten Residenz hatten die Landwirte aus den benachbarten Ortschaften bereits vor vielen Generationen als Baumaterial abgefahren. Nur einige überwachsene Steinhaufen verrieten dem Kenner archäologischer Stätten, dass hier einmal “etwas gewesen sein muss”. Waldecker Historikern war die Burg und das spätere Schloss, die so ganz vom Erdboden verschwunden waren, nur noch aus der Literatur bekannt.
Als Mitarbeiter des hessischen Landesamtes für Bodenforschung hatte Dr. Jens Kulick die Goldlagerstätten im Eisenberg bei Korbach und die Geschichte des Bergbaus über Jahrzehnte hinweg untersucht. Dabei stieß er immer wieder auf Funde, die von den ehemaligen Bewohnern der Burg und des späteren Schlosses herrührten. Der Geologe mit einer ausgeprägten Vorliebe für die Archäologie, der es wie kaum ein anderer verstand, Menschen für die Wissenschaft zu begeistern, scharte bald eine Gruppe von Idealisten um sich, die eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE Grabung Eisenberg) gründeten und im Sommer 1974 begannen, an Hand von Grabungsschnitten die Entwicklung und Datierung der Gebrauchskeramik vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit zu erforschen.
Als Fundstätten von Keramik und allerlei Werkzeugen und Geräten dienten den “Ausgräbern” vor allem die Gräben, in denen der Abfall der Schlossbewohner landete. Aus der relativ begrenzten Aufgabe, die sich die Arbeitsgemeinschaft gestellt hatte, wurde eine große Herausforderung, als die Domanialverwaltung Interesse zeigte und Mittel und Arbeiter zur Verfügung stellte und auch der “Naturpark Diemelsee” mit ins Boot stieg. Jetzt wurde die Grabung auf den Burg- und Schlossbereich ausgedehnt, und die Grundmauern aus den verschiedenen Epochen wurden gesichert und restauriert. In den Sommermonaten konnten Spaziergänger an jedem Wochenende und in den Sommerferien die Freiwilligen um den unermüdlichen Jens Kulick hier sehen, wie sie mit sorgfältigem Eifer in der Erde buddelten. Manche Familien hatten ihre kleinen Kinder mitgebracht, die im Laufe der Jahre am Rande der Ausgrabungen in freier Natur groß wurden. Einige, die Studium oder Beruf in die Ferne verschlug, sprangen ab, andere kamen hinzu. Es war spannend zu verfolgen, wie allmählich die Grundmauern der hufeisenförmigen Kernburg zutage traten, die von Graben und Wall umgeben war. Der Burgbrunnen wurde entdeckt, die “neue Kirche” und das später auf dem Vorgelände gebaute kleine Renaissanceschloss nahmen Gestalt an. Unter manchen Türschwellen fand man merkwürdigerweise Tiergerippe, die Dr. Kulick später als Bauopfer identifizierte. Auch eine Reihe von anderen Funden, so die kleinen Gefäße zwischen dem Pflaster im Pferdestall, weisen auf abergläubische Bräuche hin.
Von ganz besonderem Interesse sind die – zerbrochenen – kostbaren Gläser, die Schüsseln und Krüge und die mit reichem Figurenschmuck versehenen Renaissancekacheln, die von den kostbaren Kachelöfen stammten. Sie sind in einer besonderen Abteilung im Korbacher Wolfgang-Bonhage-Museum ausgestellt. Hier gewinnt man auch einen Eindruck davon, wie die Menschen auf dem Eisenberg früher lebten: In großer Menge gefundene Tierknochen geben beispielsweise Aufschluss darüber, welches Fleisch bevorzugt wurde. Dass die hohen Herrschaften mindestens bei besonderen Gelegenheiten große Feinschmecker waren, beweisen die zahlreichen Austerschalen, die in Eilritten zu den Verbrauchern gebracht wurden. Wer sich bei einem Besuch auf dem Eisenberg in die Geschichte der alten Burg und der späteren Schlossbauten vertieft, sollte unbedingt auch das Museum in Korbach aufsuchen.
Mehr als zehn Jahre haben die Ausgrabungen auf dem Eisenberg gedauert. Heute sind die Reste der Burg auf dem Eisenberg ein besonderes touristisches Glanzlicht. Einige Monate nach seinem Tod am 11. Dezember 1996 wurde auf dem Eisenberg an der Mauer neben dem Burgtor eine Gedenktafel zur Erinnerung an den unvergessenen Jens Kulick enthüllt: “Dem Ritter für Natur- und Denkmalschutz und Leiter der Ausgrabungen der Burg Eisenberg – Jens Kulick 1931 – 1996”.
von Ursula Wolkers – WLZ
Sechs Jahre hat Richard Szerer an der Burg Eisenberg gebaut. Die Mauern sind aus Streugut.
Sechs Jahre lang hat Richard Szerer an einem Modell der Burg Eisenberg gebastelt. Jetzt ist die Rekonstruktion aus mehr als 10.000 Teilen fertig. Zur Einweihung des Goldlehrpfads in Goldhausen wurde sie erstmals ausgestellt.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Als Richard Szerer die Mauerreste der Burg Eisenberg das erste Mal sah, stand für ihn fest: “Die muss ich rekonstruieren.” Zwischen diesem Entschluss und dem fertigen Abbild der Festung liegen sechs Jahre Quellensuche, viele Entwürfe und filigrane Handarbeit.
Die beiden wichtigsten Vorbilder für den 59-Jährigen waren der Grundriss der Burg und ein Bild von Oberförster Johann Berthold aus dem Jahr 1586. Es zeigt die Burg Eisenberg mit Palisaden, Mauern und vielen Türmchen. Beide Quellen ließen dem Galvaniseur aus Breslau Platz für die eigene Fantasie: “Am Anfang habe ich noch nicht gewusst, wie die Burg fertig aussehen wird.”
Richard Szerer Modell Burgruine Eisenberg Modell Burgruine Eisenberg Modell Burgruine Eisenberg von oben
Mit seinen Modellflugzeugen und Segelschiffen hat er schon mit Erfolg an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Stadtgeschichte und historische Häuser haben ihn bei einer ABM im Korbacher Museum beschäftigt. Sein künftiges Projekt steht bereits fest: “Als nächstes baue ich eine Hansekogge.” Dafür braucht er natürlich Platz in der Wohnung.
Sechs Jahre Handarbeit stecken in der Miniatur-Ausgabe der Burg Eisenberg von Richard Szerer. Mehr als 10000 Teile hat der gelernte Galvaniseur verwendet. Als nächstes Projekt will der Bastler eine Hansekogge bauen.
Ein neuer Standort für die Mini-Burg ist schon in Sicht. Vergangene Woche hat Goldhausens Ortsvorsteher Wolfgang Behle das Modell in Augenschein genommen. Sein Vorschlag: Es soll zur Einweihung des Goldlehrpfads im September ausgestellt werden.
von Peter Lahann – WLZ
Ausschnitt aus der TV-Sendung “Herrliches Hessen” zum Thema “Unterwegs in und um Korbach – Gold, der Ursprung des Lebens und verborgene Schätze” vom Dienstag, 7. Juli 2009.
Mit freundlicher Genehmigung des Hessischen Rundfunks © by www.hr-online.de